Große Freude: Der Auftrag für unsere neue Orgel ist erteilt
Eine Wegbeschreibung
Da steht es, schwarz auf weiß, im Gutachten vom 15.03.2019: Eine Überarbeitung der Orgel „verbietet sich von selbst“. Aufgrund der mangelnden Zugänglichkeit entscheidender Bauteile würde ein Orgelbauer trotz Kosten von überschlägig 80.000 € keine Gewähr übernehmen. Vorausgegangen war die Einschaltung des zuständigen Kantors aus Bückeburg.
Als Kompromisslösung schlägt der Gutachter einen Neubau unter Verwendung brauchbarer Altteile der vorhandenen Orgel vor. Daraufhin beantragt die Kirchengemeinde im Jahre 2020 vorsorglich einen notwendigen Zuschuss. Die Landeskirche lehnt ab und verweist auf die Orgelbauverordnung. Der zu Folge ist ein Orgelsachverständiger zu beauftragen. Also verfasst der Orgelsachverständige und ehemalige Kreiskantor der hannoverschen Landeskirche, Wolfgang Westphal, am 05.11.2020 eine Stellungnahme. Er empfiehlt, „keinen Euro mehr“ in das alte Instrument zu investieren und stattdessen eine neue, kleinere Pfeifenorgel zu planen.
Am 27.01.2021 sprechen sich alle anwesenden Mitglieder des Gemeindekirchenrates für den Neubau einer Pfeifenorgel mit fünf Registern aus. Bei der Sitzung erläutert Herr Westphal seine Stellungnahme und steht für Fragen zur Verfügung. Er übernimmt die Ausschreibung der Orgel.
Nachdem im April 2021 die Angebote vorliegen, entscheidet sich der Kirchenvorstand für das Angebot der Orgelbauwerkstatt Bente. Der Vorstand erstellt gemeinsam mit der Bauabteilung der Landeskirche eine Schätzung der Gesamtkosten des Vorhabens und erarbeitet einen ausgeglichenen Finanzierungsplan. Er stellt einen Antrag bei der Landeskirche Schaumburg-Lippe. Die sieht sich im Juli 2021 nicht in der Lage, einen nach der Orgelbauverordnung vorgesehenen Zuschuss und ein entsprechendes Darlehen zu gewähren. Als Begründung wird die finanzielle Situation der Kirchengemeinde Wendthagen angegeben. Sie stimmt dem Vorhaben allerdings unter der Bedingung zu, dass die Kirchengemeinde im Rahmen der begonnenen Spendenaktionen 20.000 € einwirbt.
Diese Entscheidung macht etwas mit mir: Nach all der Mühe ergreift mich ein gewisses Gefühl der Leere. Es erscheint nicht gerade selbstverständlich, einen derartigen Betrag in einer so kleinen Gemeinde in absehbarer Zeit zusammenzubekommen.
Aber es geht doch weiter. Die Schaumburger Nachrichten werden erneut informiert. Sie hatten bereits über das Orgelbauvorhaben und den Eröffnungsgottesdienst berichtet.
Um weitere Mittel zu beschaffen, werte ich jetzt in stundenlanger Arbeit alle möglichen Informationen aus und führe teilweise sehr lange Telefonate. Ich stelle Unterlagen für die Berthold-Leibinger-Stiftung, die Sparkasse, die Niedersächsische Sparkassenstiftung, die Volksbank und den Ortsrat Wendthagen zusammen. Ich verabrede Termine und treffe mich persönlich mit Mitarbeitern der Sparkasse.
Nun trägt die Arbeit Früchte: Die Leibinger-Stiftung zahlt, der Ortsrat gewährt einen Zuschuss, die Sparkasse verspricht einen bestimmten Betrag, unser Orgelprojekt im Internet unter „viele-schaffen-mehr“ ist sehr schnell sehr erfolgreich, die Volksbank sagt ihren Anteil zu, die Landeskirche gibt ihren Zuschuss frei und räumt eine Kreditlinie ein.
Habe ich da nicht etwas vergessen? Nein! Es hat mich wirklich berührt, wozu Menschen bereit sind:
Da ist der Wendthäger Unternehmer, der als erster eine große Spende pressewirksam übergibt, die treue Gottesdienstbesucherin, die ohne zu zögern einen nicht eben kleinen Betrag zu geben bereit ist. Dann das Ehepaar, das regelmäßig den Gottesdienst besucht und einen hilfreichen Betrag kommentarlos überweist, und das gläubige Ehepaar, das einen ebensolchen Betrag über die Crowdfunding-Plattform per Lastschrift zahlt. Auch der Trauergast, der uns spontan über sein Unternehmen den gleichen Betrag zukommen lässt. Der Autor, der die Einnahmen für die Lesung aus seinem neuen Roman der Kirchengemeinde überlässt. Und dann die Eheleute, mit denen ich besonders verbunden bin: Sie tragen mit einem erheblichen Beitrag privat und über ein Unternehmen dazu bei, dass es in Wendthagen auch nach uns noch eine Pfeifenorgel geben wird.
Jeder Kirchengemeinde sei die Freude gegönnt, überhaupt über eine Orgel zu verfügen. An Klangpracht aber ist die Pfeifenorgel unübertrefflich. Die Würde, die Feierlichkeit spürt jeder, auch wenn er nicht sagen kann, woran das liegt. Neben dem Segen Gottes ist die Pfeifenorgel das, was nur die christliche Kirche bietet.
Ja, und noch das junge Paar, das sich entschließt, für einen ebenfalls hervorstechenden Betrag Orgelpatenschaften zu übernehmen, obwohl die Mindestsumme für den Orgelbauauftrag bereits erreicht ist. Eine Patenschaft davon ist übrigens als Geschenk vorgesehen.
Die Möglichkeit zu spenden haben auch Sie noch. Jeder weitere gespendete Euro verringert den Darlehensbedarf der Kirchengemeinde und vermittelt Ihnen das Gefühl, Teil einer Gemeinschaft zu sein.
Neben den besonderen Spenden haben natürlich die vielen kleinen und größeren Spenden dazu beigetragen, unser Projekt zu realisieren. Angefangen hat übrigens alles schon vor den eigentlichen gezielten Aktionen mit allgemeinen Spenden. Ein äußerst großzügiger Betrag ist bereits 2019 anlässlich einer goldenen Hochzeit zusammengekommen, als ein Ehepaar von dem desolaten Zustand unserer Orgel hörte.
Wir haben allen Grund, uns zu freuen!
Werner Mania